Die Stadt der träumenden Bücher

Die Stadt der träumenden Bücher

Walter Moers

Language: German

Pages: 635

ISBN: 3492045499

Format: PDF / Kindle (mobi) / ePub


Falls Sie sich schon einmal gefragt haben, womit sich Walter Moers, Schöpfer von ”Das kleine Arschloch” und ”Käpt’n Blaubär” in seiner knapp bemessenen Freizeit beschäftigt: Er übersetzt zamonische Literatur ins Deutsche. Soeben erschienen ist Die Stadt der Träumenden Bücher, ein autobiographisches Werk des legendären Hildegunst von Mythenmetz, dessen ”Mythenmetzsche Abschweifung” bereits in Ensel und Krete viele Leser an den Rand des Wahnsinns getrieben hat -- und darüber hinaus.

Hildegunst ist als junge Großechse auf der uneinnehmbaren Lindwurmfeste aufgewachsen, einem Ort, an dem jeder davon träumt, einmal ein ganz großer Schriftsteller zu werden und zu diesem Zweck von den Eltern mit einem ”Dichtpaten” ausgestattet wird. Hildegunsts Abenteuer nimmt seinen Anfang, als sein Dichtpate Danzelot von Silbendrechsler das Zeitliche segnet und ihm ein Manuskript hinterlässt, das es in sich hat: Nur zehn Seiten umfasst es, aber es ruft beim Leser eine Vielzahl stärkster Empfindungen hervor wie kein anderer Text der zamonischen Literaturgeschichte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Harfenstock schüttelte sich kurz und nahm ebenfalls einen großen  Schluck.  Dann  beugte  er  sich  leicht  nach  vorn,  boxte  auf  meinen  Arm und grinste.  »Aber  lassen  wir  das!  Buchhaim  hat  auch  seine  schönen  Seiten.  Was treibt Sie eigentlich in unsere Stadt?«  Ich  hatte  keine  Lust,  wieder  von  meinem  Verlust  und  der  Trauer  zu sprechen.  »Ich suche jemanden«, sagte ich.  »Aha. Einen Verleger?«  »Nein. Einen Dichter.«  »Name?«  »Weiß ich nicht.«  »Was hat er geschrieben?«

griff, war sie immer noch randvoll und der Kaffee eiskalt. Ich hatte  für  das  Lesen  der  Geschichte  aber  keine  drei  Stunden  gebraucht,  sondern  nicht  mal  fünf  Minuten  ‐  ich  muß  die  restliche  Zeit  re‐ gungslos  dagesessen  haben,  den  Brief  in  der  Hand,  in  einer  Art  Schockzustand. Sein Inhalt hatte mich mit einer Wucht getroffen, zu  der sonst nur das Geschoß einer Steinschleuder in der Lage gewesen  wäre.«

lich vernichtet wird. Mehr kann ich nicht sagen. Und jetzt raus aus  meinem Laden!«  »Aber  Sie  wissen  doch  offensichtlich,  wer  ...«,  hub  ich  nochmals  an.  »Raus!«  kreischte  die  Schreckse.  »Oder  ich  alarmiere  die  Bücher‐ wehr!«  Sie  trat  hinter  den  Tresen  und  griff  nach  einer  Schnur,  die  von einer großen Glocke unter der Decke herabbaumelte.  »Raus!« giftete sie noch einmal.  Hier war nichts mehr zu machen. Ich wandte mich zum Gehen.  »Eins noch!« sagte ich.

genstände und verschied auf denkbar grausige Weise. Und schließ‐ lich verspeiste Fürst Orian von Buchting selbst seine eigenen Kron‐ juwelen, weil er die Schuldgefühle nicht mehr ertragen konnte, und  starb einen sehr qualvollen Tod, der mit heftigen inneren Blutungen  einherging. Der Urton aber bildet seither die Grundlage aller zamo‐ nischen Musik.  Diese  kleine  und  hochdramatische  Geschichte  stand  so  plastisch  wie eine Theaterinszenierung vor mir ‐ hervorgerufen durch diesen

möglich.  Wenn  er  jetzt nicht reagierte, würde ich einfach gehen und eigenhändig das  Haus auf den Kopf stellen, bis ich es fand.  »Oh,  entschuldigen  Sie«,  sagte  Smeik,  und  er  wurde  jetzt  wieder  ganz  der  liebenswürdige  Gastgeber.  »Das  Manuskript!  Ich  bin  ein  bißchen ins Plaudern gekommen.«  Er  beugte  sich  nach  vorn,  und  seine  Stimme  bekam  einen  ver‐ schwörerischen Klang. »Sie behandeln meine intimen Bekenntnisse  doch  mit  Diskretion,  nicht  wahr?  Es  wäre  mir

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