Der Schieber

Der Schieber

Cay Rademacher

Language: German

Pages: 215

ISBN: B00T6PS2DC

Format: PDF / Kindle (mobi) / ePub


Hamburg 1947: Es ist das Jahr der Extreme. Nach dem bitterkalten Hungerwinter stöhnt die zerbombte Stadt schon im Frühling unter quälender Hitze. Und Oberinspektor Frank Stave wird mit einem neuen Fall konfrontiert. In den Ruinen einer Werft wird die Leiche eines Jungen gefunden. Zusammen mit Lieutenant MacDonald und Doktor Czrisini macht sich Stave auf die Suche nach dem Mörder, und die Ermittlungen führen sie in die Welt der »Wolfskinder« – jener elternlosen Kinder, die aus den besetzten Ostgebieten geflohen sind und sich nun zu Banden vereint als Kohlenklauer, Prostituierte und Schmuggler durchschlagen. Doch nicht nur beruflich sieht Frank Stave sich vor Rätsel gestellt: Mitten in den Untersuchungen steht plötzlich sein Sohn vor der Tür, der aus der russischen Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt ist. Ein schmerzhafter Weg der Annäherung liegt vor ihnen, während Stave zugleich um den Erhalt der Beziehung zu seiner Geliebten Anna kämpft. Als zwei weitere Leichen entdeckt werden, gerät Stave zunehmend unter Druck. In einer dramatischen Nacht im Hafen soll sich schließlich entscheiden, ob Stave den Täter zu fassen bekommt ...

Note: Retail Quality

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

ignorierend, bis zum vorderen Jeep, wo sie ihn auf der Rückbank mit einer weiteren Handschelle an das Auto ketten. »Das wird ein harter Brocken vor Gericht«, flüstert der Oberinspektor. Er schließt die Augen und denkt an die Papierberge auf Ehrlichs Schreibtisch und daran, wie dünn seine eigenen Ermittlungsakten sind. MacDonald hat bessere Laune. »Wir haben ein Geständnis vor zwei Zeugen. Und welche Zeugen wären besser als ein deutscher Kriminalbeamter und ein Offizier Seiner Majestät? Wir

Menschen, denen man besser nicht den Rücken zudreht.« »Klingt nach der Sorte Menschen, denen ein Vierzehnjähriger, auch wenn er noch so durchtrieben zu sein scheint, nicht gewachsen ist.« Sie stoppen vor der Zentrale. »Kommen Sie noch mit ins Büro?«, fragt Stave. »Ich lade Sie auf ein Glas Wasser ein. Mehr habe ich nicht, aber das hilft bei dieser Hitze. Und außerdem schließe ich danach für mindestens fünf Minuten die Tür zum Zimmer von Frau Berg.« »Sehr großzügig.« Der Lieutenant hebt

fährt ihn Stave an. Er verachtet sich dafür, diesen Kindern Angst einzujagen, doch wenn sie ihn fürchten, werden sie vielleicht reden. »Sind wir verhaftet?«, fragt der Schwarzhaarige. »Meine Eltern glauben, ich bin in der Schule.« »Was deine Eltern glauben, interessiert mich nicht. Wenn du vernünftig bist, dann erfahren sie nichts von diesem Gespräch. Bist du nicht vernünftig, dann dürfen sie dich auf der Wache abholen.« »Was wollen Sie wissen?« »Das ist die richtige Einstellung.« Stave atmet

Minuten zeichnet er seinen Kunden Segelschiffe oder nackte Frauen auf den Körper, zieht den Entwurf mit Farbe nach. Dann kommt die elektrische Nadel. Stave hat ihn mal in einer Mordsache als Zeugen befragt, 1938. Tätowier-Willi ist bei den Krimsches bekannt, deshalb weiß der Oberinspektor, dass er den Krieg überlebt hat. Wenn jemand ahnt, was im Hafen vor sich geht, dann Willi, der seit fast einem halben Jahrhundert jeden Seemann verziert, der über die Reeperbahn wankt. Hoffentlich erinnert er

Bayern versetzen«, stöhnt Kienle, als er bemerkt, dass der Oberinspektor ihn besorgt anblickt. »Und da kotzen Sie dann den Bodensee voll«, erwidert Stave heiter. Er deutet hinaus. »Wir stehen im Luv«, erklärt er, »der Windseite. Was hier außenbords geht, das trägt der Wind sofort zurück, wenn Sie verstehen, was ich meine. Besser, Sie suchen sich schon einmal ein ruhiges Plätzchen in Lee.« Kienle lächelt tapfer. »Sind ja nur noch ein paar Meter bis zu den Landungsbrücken«, flüstert er, wankt

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